Die Anfänge der Kilianskirche in Mühlheim am Bach

Man weiß, dass bereits im siebten Jahrhundert iro-schottische Wandermönche durch das Alamannenland zogen und christianisierten. Im achten Jahrhundert kamen vermutlich Mönche aus dem Kloster Lorsch an der Bergstrasse um Grundbesitz zu erwerben. Erstmalige urkundliche Erwähnung fand Mühlheim 772 n.Ch. in einem solchen Vertrag, im Codex Laur. 3. Auf den Seiten 70,71 und 69 werden Käufe unter dem Namen "Muleheim" genannt. "In Amphinger Marca in Muliheim."

Der Ort gehörte zur Urpfarrei Empfingen und hatte damals keine eigene Kirche. Zum Gottesdienst mussten die Muliheimer nach Ampfingen gehen. Um das Jahr 1471 wurde Mühlheim dann württembergisch und blieb bis 1534 katholisch. An der Stelle der heutigen Kilianskirche stand eine im 12. oder 13. Jahrhundert erbaute Kapelle die der Jungfrau Maria, der Katharina, den 11 000 Mägden und dem Heiligen Kilian geweiht wurde.

Um die Kapelle herum befand sich der Friedhof. Der heilige Kilian (geb. vielleicht um 640 in Mullagh, County Cavan, Irland; gestorben angeblich um 689 in Würzburg) soll ein iro-schottischer Missionsbischof gewesen sein.

Vielleicht bezieht sich der Name Kilianskirche auf die oben erwähnten, in unserer Gegend missionierenden Wandermönche. Der Name Kilian für eine evangelische Kirche ist in Württemberg nur selten anzutreffen.

Die Glocken

Im Jahr 1470 stiftete unsere Gemeinde eine sogenannte ewige Messe, mit der die Errichtung einer Kaplanei und die Anstellung eines eigenen Priesters verbunden war. Die neu entstandene Kaplanei erhielt den Namen Katharinenkaplanei und gehörte zur Pfarrei Empfingen. Die Kapelle wurde zur Kirche ausgebaut; vermutlich zuerst das Schiff und dann ein Teil des Turms. Die Kirche besaß vermutlich nur eine einzige kleine Glocke, die jedoch keine Jahreszahl trug und daher im ersten Weltkrieg abgeliefert werden musste und eingeschmolzen wurde. Sie trug, welche Ironie es Schicksals, die Inschrift: Lucas, marcus, matheus und johannes. Orex glorie, christe veni cum pace. (Oh König der Herrlichkeit, Christus, komm mit deinem Frieden.) Eine Glocke in Isingen mit derselben Inschrift trägt die Jahreszahl 1451, vielleicht ein Hinweis auf den Guss unserer Glocke.

Im Jahr 1500 erhielt Mühlheim seine zweite, sechs Zentner schwere Glocke mit der Inschrift "In sant lux, marx, johannes und matheus ergoss mich pantlio sidler von Esslingen im 1500 jahr"

Im Jahr 1920 wurde in Mühlheim Geld für die Anschaffung einer zweiten Glocke gesammelt, und wieder spendeten die nach Amerika ausgewanderten Mühlheimer insgesamt 2.400 Reichsmark. Am 10. Dezember 1921 bekam Mühlheim die zweite Glocke, der Weihgottesdienst fand am 18. Dezember 1921 statt. Sie wurde von der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart gegossen und trägt die Inschrift: 1917 geopfert für Deutschlands Wehr 1921 gegossen zu Gottes Ehr. Sie kostete 8.000,00 Reichsmark, die durch Spenden aufgebracht worden sind.

 1942 musste die zweite Glocke, die erst 1921 hinzugekommen war, abgeliefert werden. Danach hatte Mühlheim wiederum nur noch eine Glocke. Am 20. Oktober 1951 kam dann wieder eine zweite Glocke hinzu, sie trägt die Inschrift: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden." Gegossen wurde sie von der Firma Heinrich Kurtz in Stuttgart und wiegt 220kg.

Am 3. Oktober 1958 wurde wiederum bei der Glockengießerei Heinrich Kurtz in Stuttgart die dritte Glocke gegossen, am 19. Oktober 1958 fand die Glockenweihe statt. Die Glocke ist aus Bronze und wiegt 675 kg. Ihre Inschrift lautet: "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn." Im Jahr 1960 erhielt unsere Kirche das bleiverglaste Fenster unter der Empore nach einem Entwurf des Glatter Künstlers Paul Kälberer.

Die Zeit der Reformation

Die Reformation, auch in Mühlheim, erfolgte zwangsläufig. Der in Verbannung befindliche Herzog Ulrich schloss sich dem Bund der evangelischen Fürsten an, weil er darin eine Möglichkeit sah, aus der Verbannung zu kommen und sein Stammland, das sich in österreichischer Hand befand, wieder zurück zu bekommen, dies gelang ihm mit Hilfe des evangelischen Landgrafen Philipp von Hessen. In den beiden Schlachten von Nordheim und Laufen, am 12. und 13. Mai 1534 wurden die Österreicher besiegt und aus Württemberg vertrieben, Philipp von Hessen verlangte, dass Württemberg zu reformieren sei, was Herzog Ulrich auch unverzüglich in die Wege leitete.

In unserer Gegend wurde der Zwinglianer Ambrosius Blarer mit der Reformation beauftragt, dieser kam im Herbst 1534 nach Sulz wohin alle Priester des Amts geladen waren. Blarer erklärte den Anwesenden die Eckpfeiler des evangelischen Glaubens und fragte, wer von den Anwesenden evangelisch werden wolle. Diese wurden geprüft und zu evangelischen Pfarrern ernannt, darunter auch der Mühlheimer Kaplan Hans Riecker. Nun wurden Bilder, Statuen und sonstiger Schmuck aus den Kirchenräumen entfernt, nichts sollte die Zuhörer von der Predigt abhalten. Die Messe wurde abgeschafft und die Predigt erfolgte von der Kanzel.

Im Jahr 1547 führte der streng katholische Kaiser Karl V. Krieg gegen die evangelischen Fürsten des Schmalkaldischen Bundes, zu dem auch Herzog Ulrich gehörte, mit dem Ziel, den evangelischen Glauben auszulöschen. Karl V. siegte und erzwang einen Friedensschluss der heute als Interim bezeichnet wird. Danach musste in den evangelischen Kirchen wieder die Messe gelesen werden und die Predigt von der Kanzel wurde verboten. Viele evangelischen Pfarrer widersetzten sich und mussten vom Landesfürsten entlassen werden, darunter auch Magnus Zangmeister, der Pfarrer aus Mühlheim. Mühlheim und Renfrizhausen bekamen nun einen gemeinsamen Katecheten, den aus Memmingen stammenden Johannes Laminet. Dieser wohnte aber in Sulz, da beim Pfarrhaus in Mühlheim eine Giebelwand eingestürzt war.

Der Augsburger Religionsfriede vom 25. September 1555 gab den Landesfürsten dann endgültig das Recht, auf ihrem Gebiet die Konfession zu bestimmen. "Cuius regio, eius religio" wurde zur Grundlage. Das bedeutet übersetzt: "wessen Gebiet, dessen Religion". Württemberg und damit auch Mühlheim wurden damit wieder evangelisch. Nachdem das Pfarrhaus wieder instandgesetzt worden war, zog am 13. Februar 1554 Pfarrer Erasmus Rockenhäuser ein, während dessen Amtszeit die beiden Kirchengemeinden Mühlheim und Renfrizhausen zusammengelegt worden sind.

Verbunden mit dem fernen Amerika

Das sogenannte "Amerikafenster"

Im Jahr 1715 wurde der Turm der Mühlheimer Kirche erhöht und das Kirchenschiff vergrößert, seit 1722 gibt es Konfirmationen.

Bis 1839 gab es den Friedhof der Gemeinde hinter der Kirche.

Im Jahr 1912 bekam unsere Kirche elektrisches Licht, finanziert durch eine Spende von John Plocher aus Miamisburg Ohio. 1908 forderte der Pfarrer Karl Friedrich Gerock alle Mühlheimer, die nicht mehr hier wohnten, dazu auf, für eine neue Orgel und eine Kirchenrenovierung zu spenden. Besonders die nach Amerika ausgewanderten zeigten sich spendabel und so konnte bereits ein Jahr später, also im Jahr 1909 mit den Arbeiten begonnen werden. 1913 waren die Arbeiten beendet. Altar, Taufstein, Lutherbüste, Kirchenfenster und Kanzeltreppen waren erneuert, die Orgel eingebaut. Das bleiverglaste Fenster über dem Eingang im Kirchenschiff, das "Amerikafenster", war eine Spende von Nachkommen der nach Amerika ausgewanderten Mühlheimer John Plocher, Maria Hooss und Anna Hess. 

Am 4. September 1921 fand die Enthüllung eines Denkmals für die aus unserer Gemeinde 18 Gefallenen des ersten Weltkriegs statt, es wurde über dem Eingang am Kirchturm angebracht. Vor mehreren Jahren hatte der Sturm das Storchennest, das jedes Jahr von einem Storchenpaar benutzt wurde, vom Dach geweht, 1922 wurde es wieder hergestellt, bis zu seinem endgültigen Abbau aber nie mehr von Störchen genutzt. Unter den Temperaturschwankungen und wegen der hohen Luftfeuchtigkeit am Rand des Mühlbachs hatte die Orgel sehr stark gelitten, sie musste umgebaut werden. Wiederum kamen Spenden aus Amerika, daneben spendete ein Hochzeitspaar seine Hochzeitsgabe i.H.v. 3 Billionen Mark, nach neuer Währung, drei Rentenmark. Die Renovierung der Orgel fand dann im Jahr 1926 durch den Orgelbauer Stehle aus Bittelbronn statt, bei dieser Gelegenheit erhielt die Orgel einen elektrischen Antrieb. An Neujahr 1928 spielte der neu gegründeten Posaunenchor des Jungmännervereins.

1957 begann die Renovierung der Kirche. Die Gottesdienste während der Umbauphase wurden in der TG Turnhalle gefeiert. Beim Abbruch der Seitenempore fand man eine Orgelpfeife mit einer Inschrift aus dem Jahr 1909: "Am 23. September 1909 wurde in der hiesigen Kirche die Orgel abgebrochen, diese Pfeife ist von der alten Orgel, welche ungefähr 250 Jahre gestanden ist. Die neue Orgel wurde gemacht von Orgelbauer Schäfer in Kirchheim. Dieselbe kostete 3.600,00 DM. Pfarrer Gerock, Schullehrer Börner, Mesner Conrad Lehmann Zirn´s Nachfolger." Am 31. August 1958 wurde der erste Gottesdienst in der frisch renovierten Kirche gefeiert. 

1981 wurde die alte Orgel abgebrochen und durch eine neue Orgel der Firma Orgelbau Stehle, Bittelbronn ersetzt. 2007 wurde unsere Kirche abermals renoviert, sie erhielt eine neue Elektro-installation, neue Beleuchtung eine neue Lautsprecheranlage außerdem wurden die Stufen zum Altarraum geändert und einige Kirchenbänke entfernt um den Kirchenbesuchern mehr Beinfreiheit zu gewähren.